Die Verbände in der Arbeitsgemeinschaft

BHDS
Caritas-Konferenzen
DJK
Familienbund
IN VIA
KAB
KDFB
KED
kfd
KKV
Kolpingwerk
Kreuzbund
Malteser
ND
Pax Christi
SkF
SKM
VkdL
Vinzenz-Konferenzen
Diözesan-Cäcilienverband

Jeder Mensch braucht ein Zuhause

Protest im Nachthemd

CKD Paderborn Mit Decken und Kissen, Kuscheltieren und Bademantel lassen sie sich bei eisigen Temperaturen auf ihren Betten vor dem Paderborner Rathaus nieder: rund 60 Ehrenamtliche der Caritas-Konferenzen (CKD) im Erzbistum Paderborn. Mit der Protestaktion machten sie heute auf die Wohnungsnot in Deutschland aufmerksam.

Der caritative Fachverband fordert deutlich mehr günstigen Wohnraum für einkommensschwache Bevölkerungsgruppen. Bauvorschriften müssten vereinfacht werden, um ein kostengünstigeres Bauen zu ermöglichen. „Wir erleben, dass selbst ganz normale Familien immer öfter durch steigende Mieten in finanzielle Schieflage geraten“, erklärt Helga Gotthard, ehrenamtliche Diözesanvorsitzende der CKD. „Dann helfen Caritas-Konferenzen vor Ort mit Spendenmitteln aus, damit der Schulbedarf, Kleidung oder die Stromrechnung bezahlt werden kann.“

Viele Menschen seien auf dem Wohnungsmarkt nahezu chancenlos. Guter, bezahlbarerer Wohnraum sei etwa für Flüchtlinge kaum zu bekommen. Als Folge bildeten sich Ghettos, die die Integration behinderten. Auch so mancher Hartz-IV-Empfänger leide unter dem Mangel an Wohnraum, wenn er etwa umziehen müsse, weil die Wohnung zu groß oder zu teuer ist. Denn viele Vermieter bevorzugen Mieter ohne Geldprobleme. In der Wohnungsnot sehen die Ehrenamtlichen in den Caritas-Konferenzen „eine wachsende Gefahr der Spaltung in Arm und Reich“, sagt die CKD-Diözesanvorsitzende Helga Gotthard. Einkommensschwächere Bevölkerungsgruppen würden dadurch an den Rand der Städte gedrängt. Wenn die Zusammensetzung eines Wohnviertels zunehmend durch den Geldbeutel bestimmt werde, gefährde dies den gesellschaftlichen Zusammenhalt. Helga Gotthardt sieht deshalb die Politik in der Pflicht zum Handeln.

Bei der Delegiertenversammlung der Caritas-Konferenzen im Erzbistum Paderborn, die der Demonstration vorausging, kritisierten Gastreferentinnen vom Arbeitslosenzentrum Paderborn, dass die Bemessungsgrenzen für Mieten von Hartz-IV-Beziehern viel zu niedrig seien. Claudia Richter und Ramona Martin berichteten von einer Familie mit drei kleinen Kindern, die seit Jahren in einer von Schimmel befallenen, feuchten Wohnung lebt, aber keine andere Wohnung findet, die für die vom Jobcenter genehmigten 615,50 Euro zu haben wäre. „Und das ist kein Einzelfall“, weiß die ehrenamtliche Mitarbeiterin Ramona Martin, die selbst bei der Wohnungssuche half. „Viele Hartz-IV-Bezieher leben in heruntergekommenen, schimmeligen Wohnungen mit undichten Fenstern und kaputter Heizung. Viele trauen sich nicht, sich zu wehren.“ Grund ist vor allem die angespannte Wohnungssituation auch in Paderborn. „Es gibt einen großen Mangel an kleinen und an familiengerechten Wohnungen“, sagt Claudia Richter. Hartz-IV-Bezieher würden als Mieter meist von vornherein abgelehnt.

Ein alternatives Wohnmodell präsentierten den Caritas-Delegierten Studierende vom Sozialbüro des Allgemeinen Studierendenausschusses (AStA) der Universität Paderborn. Bei „Wohnen für Hilfe“ unterstützen Paderborner Studierende ihre Vermieter im Alltag. Pro Quadratmeter Wohnraum leisten die Studierenden monatlich etwa eine Stunde Hilfe zum Beispiel bei Hausarbeiten, Einkaufen, Gartenarbeit oder auch, indem sie einfach nur Gesellschaft leisten. „Eine Win-Win-Situation für alle“, sagt Kerstin Ochlast vom Sozialbüro. Wie gut das funktioniert, schildert Rami Elborhamy, ein 28-jähriger ägyptischer Maschinenbau-Student, der seit acht Monaten bei einem Frührentner lebt. „Ich helfe beim Einkaufen, Rasenmähen und mache alle zwei Wochen den Fischteich sauber.“ Sein Vermieter hilft ihm beim Deutschlernen und bringt ihm die deutsche Küche nahe. „Wir kochen Rouladen und Gulasch im Römertopf.“ Menschlich klappt es auch: „Seine Freunde sind inzwischen auch meine Freunde.“

Ein Beispiel, von denen sich Kerstin Ochlast noch mehrere wünschen würde. Doch dafür müssten Vermieter eine gewisse kulturelle Offenheit mitbringen. Während die Warteliste für Studierende bei „Wohnen für Hilfe“ lang sei, fehle es an interessierten Vermietern.

Suche